Kriminalstatistik 2000

Genau hinsehen tut not...

"Die globale Betrachtung der Polizeilichen Kriminalstatistik trübt den Blick für die tatsächliche Entwicklung der Kriminalität" erklärte der NRW-Vorsitzende des Bund Deutscher Kriminalbeamter Wilfried Albishausen heute in Duisburg. "Die NRW-Statistik zeigt nur ein Bild der tatsächlich angezeigten Kriminalität, Aussagen zur Qualität kriminalpolizeilicher Sachbearbeitung sind erst in einem Vergleich mit der Verurteiltenstatistik der Justiz möglich. Erst Langzeitbeobachtungen lassen sichere Aussagen zur Kriminalitätsentwicklung zu".

Mehr als 1,3 Millionen Straftaten in NRW sind nach wie vor erschreckend hoch, ein Rückgang um 0,3% kaum der Rede wert. Auch die Aufklärungsquote liegt mit 49,1% noch unter dem Niveau von 1998 (49,8%) und 1999 (50,1%). Offensichtlich ist es nicht gelungen, unsere Kräfte trotz gesunkener Gesamtkriminalität für eine Steigerung der Aufklärungsquote zu nutzen. Albishausen: "Landesweite Rückgänge bei der Sicherung von Tatortfingerspuren und Fingerabdrucknahmen bei Beschuldigten sind die Ursache und zeigen, dass bei unserer Aus- und Fortbildung etwas nicht stimmt. Unseren Kolleginnen und Kollegen ist dies nicht anzulasten!"

Gewaltkriminalität

Die Steigerung um 1,4% bei der Gewaltkriminalität ist ein Alarmzeichen unserer Gesellschaft. Die seit Jahren bekannten Mahnungen unserer Politiker greifen offensichtlich nicht. Nicht nur Wertevermittlung in der Gesellschaft sondern auch die "Sanktionsmechanismen" der Strafverfolgung gehören zu einer wirkungsvollen Bekämpfung der Gewalt in unserer Gesellschaft. Erschreckend hohe Einstellungszahlen der Justiz ohne zeitnahe Sanktion dieser vielfach von Jugendlichen und Heranwachsenden begangenen Straftaten begünstigen diese gemeinschädlichen Entwicklungen. "Wir brauchen dringend mehr Staatsanwälte und Richter, um uns intensiv um jugendliche und heranwachsende Straftäter kümmern zu können. Das Jugendstrafrecht bietet ausreichende Möglichkeiten, auch ohne Freiheitsstrafen auf Jugendliche einwirken zu können. "Zudem muss die Politik aufpassen, dass Gewalt nicht in unterschiedlichen "Qualitäten" definiert wird. Gewalt ist kein Mittel weder rechts noch links, noch in der Mitte Interessen, seien sie noch so berechtigt, durchzusetzen", sagte Albishausen.

Kinder und Jugendkriminalität

Die Steigerung der Kinder- und Jugendkriminalität ist nach wie vor erschreckend. Die Polizei reagiert zunehmend mit Jugendsachbearbeitern, die speziell für die Aufgabe fortgebildet werden. Leider sind diese Sachbearbeiter in unterschiedlichen Kriminalkommissariaten tätig, oftmals arbeiten mehrere am "gleichen Täter". Zentrale Bearbeitung dieser Delikte lässt "kriminelle Karrieren" sehr früh erkennen, Sanktionsmaßnahmen können schneller greifen. "Lassen wir es weiter "laufen", wird "episodenhaftes" strafrechtliches Verhalten, wies bei Jugendlichen häufig vorkommt, in eine ausgeprägte Erwachsenenkriminalität führen", widerspricht Albishausen Innenminister Behrens.

Eigentumskriminalität

Nach wie vor ist die Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch erschreckend gering. Gerade einmal jede 5. Straftat wird aufgeklärt. Nur die Zusammenfassung von einfachen Diebstählen und schweren Diebstählen inklusive der Kraftfahrzeugdelikte lassen die "Erfolge" erklären. Betrachtet man die Entwicklung des von einer "bandenmäßigen" und "internationalisierten" Begehung geprägten Wohnungs- und Geschäftseinbruch sieht es düster aus. "Wir bieten eine Menge Personal auf, um die örtlichen "Kleinen" zu fangen, ins Fadenkreuz gehören die nationalen und internationalen Banden, um erfolgreich Wohnungs- und Geschäftseinbrüche bekämpfen zu können. Wir haben die Technik und die rechtlichen Voraussetzungen für ein Automatisiertes-Fingerabdruck-Identifizierungs-System (AFIS) und eine DNA-Datei, wir müssen sie nur intensiver nutzen. Sie liefern die Täter fast zum Nulltarif", fasste Wilfried Albishausen seine Bilanz zusammen.

Rauschgiftkriminalität

Der weitere Anstieg dieser Delikte ist ebenfalls ein Zeichen zunehmender "Internationalisierung" des Verbrechens. Die Täter machen "Riesengewinne" auf Kosten der Gesundheit unserer Gesellschaft. Die Ermittlungen müssen intensiviert und international abgestimmt werden. Dies erfordert eine Angleichung der Rechtssysteme in Europa und eine Behörde "EUROPOL", die endlich mit Exekutivaufgaben ausgestattet wird. Eine Behörde, die ausschließlich Nachrichten auswertet und steuert sowie Analysen und Lageberichte produziert, reicht nicht aus.

Die Einrichtung von Drogenkonsumräumen ist nach wie vor bedenklich. Sie bieten keinen Schutz vor einer "Überdosis", solange sich "Schwerstabhängige" Drogen auf illegalem Wege besorgen. Wilfried Albishausen: "Auch Methadon war als erfolgversprechende Therapie verkauft worden, zur Zeit redet aus guten Gründen niemand mehr davon. All diese Maßnahmen greifen nur dann, wenn sie von Fachleuten therapeutisch begleitet werden".

Wirtschaftskriminalität und Geldwäsche

Nur die Spitze eines Eisberges sind die 1,2 Milliarden DM Vermögensschaden bei der Wirtschaftskriminalität, so der BDK-Vorsitzende Wilfried Albishausen.
Landesweit platzen die Aktenschränke unserer Wirtschaftskriminalisten aus den Nähten. Zu wenig ausgebildete Sachbearbeiter kämpfen gegen Windmühlen. Hochkarätige Beschuldigte mit ganzen Anwaltskanzleien im Schlepptau machen uns und der Justiz das Leben schwer. Lange Ermittlungszeiten bis hin zur Verjährung gehören zum Tagesgeschäft. 1,2 Milliarden DM Schaden wo bleibt das Geld? In den letzten Jahren wurden bis maximal 150 Millionen Gewinne und Vermögen abgeschöpft. "Zu wenig, erklärte Albishausen in Duisburg, wo bleibt das Personal für Finanzermittlungen? Wir fordern nach wie vor 400 zusätzliche Finanzermittler, die den Straftätern an die Geldbörse gehen. Das trifft und trocknet die Finanzstränge auch der Wirtschaftskriminellen aus".

Fazit

"Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist nicht mehr geeignet Erfolg oder Misserfolg polizeilicher Arbeit zu dokumentieren. Sie zeigt nur die registrierte Kriminalität, der dringend notwendige Vergleich mit der Verurteiltenstatistik ist derzeit nicht möglich. Sie ist zu statisch und wenig detailliert. Neue Kriminalitätsphänomene werden zu spät erkannt, Kriminalisten und Justiz können nur reagieren, nicht agieren. Nur fortlaufende Analysen sind geeignet, Kriminalitätsentwicklungen zu erkennen und entsprechend schnell zu reagieren. Der BDK fordert seit langem ein Qualitätsmanagement, das diesen Erfordernissen Rechnung trägt, schloss der BDK-Vorsitzende NRW Wilfried Albishausen.

Rückfragen: 0203/280-1792 o. 0173/5437253

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