Die "Bildungswutbürger"

Rheinische Post von heute: "Die Bildungswutbürger"

02.05.2016 - In der heutigen Ausgabe der Rheinischen Post titelt Frank Vollmer, Bildungsexperte der RP, seinen Artikel auf Seite 2 mit "Die Bildungswutbürger" und versucht darin, noch eben die Kurve zu einer sachlichen Berichterstattung über eine satte Mehrheit der Eltern, die sich für eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren einsetzen, zu kriegen. Sachliche Argumente gegen diesen Elternwillen finden sich in dem Artikel nicht. Statt dessen versucht Vollmer, seine Formulierungen aus zwei Kommentaren ein wenig abzumildern, in dem er die "Bildungswutbürger" wenigstens nicht zu den Radikalen zählt. Vor einigen Monaten hatte ich mal das Vergnügen mit Frank Vollmer über seine entgleiste Kommentierung anlässlich der Landespressekonferenz der Volksinitiative G9 - jetzt!, bei der er den direkten Vergleich mit Pegida herstellte, zu sprechen. Aus diesem Gespräch ist mir deutlich geworden, dass Herr Vollmer offenbar gerne mit Worten "spielt" und sich des Zusammenhangs mit anderen Vorgängen und der Wirkung zu entziehen versucht. Er zieht sich dann ausschließlich auf rhetorische Absichten zurück. Nun gut, kann man machen.

Es stellt sich jetzt allerdings die Frage, was Vollmer mit "Bildungswutbürgern und Bildungsbürgertum meint. Mit Bildungsbürgertum scheint er den Teil der Gesellschaft zu meinen, die eine gute bis beste schulische Ausbildung ihrer Kinder anstreben, ohne Rücksicht auf andere, die es schwerer in der schulischen Landschaft schwerer haben. Welch ein Unsinn. Gerade das will das so genannte und in der medialen Darstellung negativ belegte Bildungsbürgertum eben nicht. Bildung in einem Schulsystem, in dem alle Schülerinnen und Schüler Zeit haben, sich und ihre Fähigkeiten zu entwickeln, das auch "Spätzündern" die Gelegenheit bietet einen Abiturabschluss zu erreichen, ist Aufgabe der Politik, nicht ein "Abspecken an Zeit und Qualität".

Jetzt also eine Begriffserweiterung zum "Bildungswutbürger". Wäre der Bildungszustand in Nordrhein-Westfalen nicht so ernst, könnte man Schmunzeln. Was für ein Wort? Und vor allem, wo liegt die Betonung? Auf BILDUNGSWUT oder auf "BILDUNGSBÜRGER"? Na, ist auch egal. Viel interessanter ist, das sich Journalisten - nicht nur Frank Vollmer - offenbar darüber ärgern, mindestens aber wundern, dass Bürgerinnen und Bürger zunehmend "aufbegehren", wenn es um deren ureigene und den gesellschaftlichen Interessen geht.

Ist das wirklich so verwunderlich? Ich meine, nein. Die politischen Parteien wirken an der politischen Willensbildung des Volkes mit. So steht es im Artikel 21, 1 unseres Grundgesetzes, nicht etwa die Parteien bestimmen den Willen des Volkes. Und genau dies scheint in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten zu sein. Deshalb schließen sich Bürgerinnen und Bürger zusammen wie etwa bei der Volksinitiative und letztlich auch in der Landeselternschaft, um der Politik zu zeigen, was sie wollen. Leider gerät das Interesse der bürgerlichen Mitte zunehmend aus dem Fokus der Politik, Koalitionen, bei denen man den Eindruck hat, dass nicht der "Hund mit dem Schwanz, sondern der Schwanz mit dem Hund wedelt", tragen das Übrige dazu bei. Politische Minderheiten bestimmen was gut und richtig ist, koste es, was es wolle. Und das ist der Grund, warum die Bürger in einem solch sensiblen Thema wie der Bildung ihre Stimme erheben.

Deshalb, lieber Herr Vollmer, packen Sie ihre "rhetorische Keule" wieder ein und berichten Sie objektiv und sachlich. "Wut" ist immer ein schlechter Ratgeber, auch für Journalisten.

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